Rutesheimer Rotkreuzler im Einsatz nach Flutkatastrophe im Ahrtal
Schwere Unwetter haben am 15. Juli 2021 in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu einer der schlimmsten Überschwemmungen der deutschen Geschichte geführt. 184 Menschen verloren ihr Leben, circa 31.500 Menschen haben ihr Zuhause verloren. Die Schäden sind enorm, die Betroffenen häufig traumatisiert.
Das Rote Kreuz und seine Verbände unterstützten bei Evakuierungs-, Such- und Rettungsaktionen aber auch mit einem Soforthilfe-, Betreuungs- und Wiederaufbau-Programm.
Mehr als 3.500 Helferinnen und Helfer des DRK aus dem gesamten Bundesgebiet waren im Einsatz, um den betroffenen Menschen in den Schadensgebieten zu helfen.
In Koblenz wurde ein DRK Logistikzentrum für den Umschlag der Hilfsgüter eingerichtet. In der Gemeinde Grafschaft wurde ein Zentrum für die Verpflegung von täglich bis zu 13.000 Menschen in Betrieb genommen.
Mitglieder der DRK-Bereitschaft Rutesheim waren in den vergangenen Monaten dreimal im vom Hochwasser betroffenen Rheinland-Pfalz im Einsatz.
Einsatz Rettung
Am Samstag 17.7.21, dem Tag 3 der Katastrophe, machte sich unsere Bereitschaftsleiterin als Beifahrerin mit dem KTW B aus Leonberg im Hilfskontingent des Landes Baden-Württemberg auf den Weg ins Katastrophengebiet. Auf dem Nürburgring war ein zentraler Bereitstellungsraum für alle anrückenden Hilfskräfte eingerichtet worden. Hier warteten sie auf Einsatzaufträge. In den 50 Stunden im Einsatzgebiet war viel Geduld gefragt. Am Montagabend kehrte das Team wieder nach Leonberg zurück.
Einsatz Logistik
In der Kalenderwoche 34 war ein Rutesheimer Helfer im DRK Logistikzentrum in Koblenz als Kraftfahrer im Einsatz.
Mithilfe teils geländegängiger LKW aus Beständen des Bundesverbandes und verschiedener Landesverbände transportierte er Hilfsgüter und Arbeitsgeräte, wie beispielsweise Stromaggregate, Betriebsstoffe, Bauteile einer provisorischen Kläranlage oder Bautrockner ins Schadensgebiet.
Auf seinen Touren durchquerte er die von der Jahrhundertflut zerstörte Region. Die Lage in den Orten im Ahrtal war sehr unterschiedlich. Teilweise ist sehr viel zerstört und die Aufräumarbeiten werden sich noch sehr lange hinziehen.
Häuser müssen abgerissen oder entkernt und getrocknet werden. Viele ungebundene Helfer legten täglich Hand an, um den Betroffenen bei der Schadensbeseitigung zu helfen. Einsatzkräfte von THW und Bundeswehr waren mit Arbeiten zur Wiederherstellung der Infrastruktur beschäftigt
Einsatz Verpflegung
Am 28. August machten sich sechs Einsatzkräfte aus Rutesheim und zwei aus Leonberg zu einem 7-tägigen Hilfseinsatz im Auftrag des Bundesverbandes ins Ahrtal auf. Ziel des 59-köpfigen Hilfskontingents aus Baden-Württemberg war das „DRK Verpflegungszentrum 10.000“ in Grafschaft.
Neben dem Kontingent aus Baden-Württemberg waren dort Rotkreuzler aus Bayern, Bremen, Schleswig-Holstein und Sachsen tätig und arbeiteten hier Hand in Hand, als hätten sie schon viele Male unter solchen Bedingungen zusammengearbeitet.
Als eingespieltes Team übernahm die Rutesheimer Mannschaft drei von zwölf Küchen, zwei TFK´s und eine Progress. An jeder Feldküche arbeiteten ein Feldkoch und ein Verpflegungshelfer. Gleichzeitig übernahm der Rutesheimer Gruppenführer die Aufgabe als „Chefabschmecker und Temperaturdokumentator“ an allen zwölf Küchen.
Die Größe des Zentrums und der tägliche Lebensmittelumschlag beeindruckte selbst die erfahrene Rutesheimer Küchencrew.
Die Mitarbeit im Verpflegungszentrum bedeutete harte Arbeit und wenig Schlaf. Der Tag an der Küche begann früh am Morgen. Je nach geplantem Tagesessen gegen 3:30 Uhr spätestens aber um 4:30 Uhr.
Das Küchenlogistikteam stellte jeden Tag gemäß Speiseplan die zu verarbeitenden Lebensmittel auf Paletten vor den einzelnen Küchen bereit. Jede Küche kochte bis zu 1000 Portionen. Auf zwei Küchen wurde jeweils das vegetarische Gericht zubereitet. Die Tagesessen mussten pünktlich um 8.30 Uhr in Speisetransportbehältern abgefüllt bereitstehen, um auf die Transportfahrzeuge verladen zu werden.
Täglich gingen zwischen 7.000 und10.000 Essen in Warmhaltebehältern an die 46 Verpflegungsstellen im Ahrtal. Die Portionenzahlen variierten täglich je nach Zahl der aus dem Schadensgebiet gemeldeten zu verpflegenden Hilfskräfte und Betroffenen.
Gekocht wurde nach einem von der Einsatzleitung vorgegebenen Speiseplan.
So gab es am Sonntag, Putengeschnetzeltes mit Nudeln, am Montag "Food 50", eine Art Nudel-Gemüse-Suppe, die mit Würstchen aufgepeppt wurde.
Am Dienstag gab es Nudeln mit Wurstbolognese, am Mittwoch Eier in Senfsoße mit Kartoffeln, sowie einem Rohkostsalat, am Donnerstag Kartoffelsuppe mit Fleischeinlage und Brot. Freitag Semmelknödel in Pilzrahmsoße und am Samstag Gulasch mit Kartoffeln.
Für die 180 Einsatzkräfte auf dem Verpflegungszentrum bereitete ein eigenes Team, in einem Küchencontainer, die Helferverpflegung aus Frühstück, Mittag- und Abendessen zu. Trotz der körperlichen Belastung war die Stimmung und Leistungsfähigkeit der Mannschaft gut, Sie profitierte vom guten Ausbildungsstand und den im Übungsbetrieb angeeigneten Küchenerfahrungen. Mit den anderen Kräften im Verpflegungszentrum wurden schnell Kontakte geknüpft und rege Erfahrungen ausgetauscht.
Auf der täglichen Fahrt von der Unterkunft in Bad Neuenahr bis zum Verpflegungszentrum in Grafschaft sah man die Verwüstungen, welche die Wassermassen angerichtet hatten. Berge von Müll, Bauschutt, Schlamm und Geröll machten traurig. Trotzdem sind die Menschen guter Hoffnung.
Der Einsatz im Ahrtal gehört jetzt zu einer Reihe von Katastropheneinsätzen im In- und Ausland (Neubärental, Gediz, Banja Luka, Salerno und Stepanawan) an denen Rutesheimer Feldköche in der Vergangenheit beteiligt waren.
Fazit eines Küchenteammitglieds.
Sieben Tage am Stück kochen und die Küche in Schuss halten war eine Herausforderung, die aber auch mächtig Spaß gemacht und alles bisher Erlebte getoppt haben. Die Erfahrungen, die wir gesammelt haben, nehmen wir mit nach Hause.. Wer kann von sich behaupten dass er zweiundzwanzigtausend Semmelknödel in knapp vier Stunden in der Feldküche gegart hat, wir.